Archiv der Kategorie: reimt sich nicht, ist auch keine lyrik

Warten

das letzte mal, als es passierte,
warst du noch da.
das letzte mal, als es passierte
war alles am selben ort.

dazwischen: metapher des grauens.
zähnefletschend, lungenkollaps,
ausgelaugt und entgültig leer.
dazwischen war krieg.

bleiben die ränder um die augen,
furchen zeichnen mein gesicht,
die haare bestäubt vom grauen.
vertrocknet, doch zart und hilflos.

am ende bleibt noch warten.
ich bin noch da.
am ende bleibt noch warten.
wieder am selben ort.

mein größter feind bin ich

für viele jahre war mein größter feind ich selbst.
jeder fehler, jedes missverständnis, jeder irrtum
wurde wieder und immerwieder wiederholt.

ich schaute meinen dämonen in die augen,
enblößte mich und tat das beste mich zu vernichten.
ich hab das ticket zur hölle und zurück zu oft gelöst.

und noch immer ist es schwer meine qualen loszulassen.
noch immer ist es so leer und fremd.

es gibt viele dinge, die ich nicht verstehe.

mein größter feind bin ich
jeden fehler wiederholen
jedes missverständnis
jeden irrtum zelebrieren

immer und immerwieder
fehler, irrtümer, missverständnisse
wiederholen, zelebrieren
mein größter feind bin ich selber.

(anmerkung: manchmal stoße ich auf alte texte, die ich in irgendeinem ordner abgelegt habe. dann weiß ich erstmal nicht – ist das von mir? oder hat mir ein text so gut gefallen, dass ich ihn kopiert hab?
das ist so einer.)

du weisst wie es ist

du weisst wie es ist,
wenn man tut was man hasst.
du weisst wie es ist,
wenn man liebt was einen hasst.
du weisst wie es ist,
wenn man hasst was man liebt.
du weisst wie es ist,
wenn es ist wie es ist.
nichts ist beliebig, nichts ist egal.

wir müssen das nicht tun.
dann sagt der eine was.
wir müssen das nicht tun,
dann sagt der andere was.
und dann der eine schweigt,
und der andere weint,
und beiden tut es leid.
und dann die stille,
du weisst was es tut,
wenn wir es nicht tun.

nicht dein sieg

pack den baseball schläger aus,
ich forder dich zum duell heraus.
wenn ich dann vor dir lieg,
ist es noch lange nicht dein sieg.

jeden morgen in der früh
noch vorm ersten kaffee
beschleicht mich das gefühl
ich es in deinen augen seh

die messer sind gewetzt
schon bist du gewaltbereit
du kommst herangehetzt
beide stehen wir kampfbereit

pack den baseball schläger aus,
ich forder dich zum duell heraus.
wenn ich dann vor dir lieg,
ist es noch lange nicht dein sieg.

ein tiefschlag in die psyche
ein tiefschlag in die eier
begleitet mit derben flüchen
du siehst dich auf der siegesfeier

unser leben ist ein kampf
bis zum bitteren ende,
wir hassen uns unter volldampf
ohne aussicht auf eine wende.

pack den baseball schläger aus,
ich forder dich zum duell heraus.
wenn ich dann vor dir lieg,
ist es noch lange nicht dein sieg.

die wörter werden lauter,
ich winde mich am boden
die schläge immer vertrauter,
die erlösung wird verschoben.

die blauen flecken auf der seele,
die wirre leere in meinem kopf,
ich werd dich wieder verfehlen,
und pack die zukunft am schopf.

pack den baseball schläger aus,
ich forder dich zum duell heraus.
wenn ich dann vor dir lieg,
ist es noch lange nicht dein sieg.

Wunder(n)

Komm setz dich, nimm es leicht,
wir trinken auf unsere Einsamkeit.
Komm setz dich, nimm es leicht,
hier, wo das Vergessen weiter reicht.

Ich will mich sinnlos betrinken
und ich will Sex ohne Gefühl.
Ich nutze den Rausch,
denke mir etwas aus.

Und dann fallen mir wieder die Dinge ein,
die ich noch mal starten könnte.
Und der Wille wird weichen von den schönsten Ideen,
sie werden am Tage mit dem Rausch vergehen.

Und ich fange endlich wieder an mich zu wundern,
wie seltsam ein einziges Wort von uns klingt.

verrinnen

weißes haar, grauer bart, gebückte haltung,
der mensch im spiegel kann nicht ich sein.
ich denk mir nix, such nur nach vergeltung.
das licht in mir flackert schwach und allein.

ich hab den bezug verloren zur realen welt,
such nach etwas was mich aufrecht hält.

das spiegelbild verschmitzt zu mir blickt,
bleibt alles beim alten oder werde ich alt?
die postkarte hab ich mir selbst geschickt.
bleibt alles so wie es das leben malt?

das leben bleibt in mir angewurzelt stehen,
es bewegt sich nicht und hält still inne,
ich sehe wie die tage und jahre vergehen.
leg mich auf den boden und verrinne.

ich hab den bezug verloren zur realen welt,
such nach etwas was mich aufrecht hält.

die wärme wärmt nicht,
die kält friert nicht,
da farben nicht farbenfroh.
ich brenn lichterloh.

In mir

Ich kann dich ohne Augen sehen,
kann ohne Ohren was du sagst verstehen.
Ich halte dich ohne Arme,
ruf ohne Stimme deinen Namen.
Ich kann ohne Wasser zu dir schwimmen,
fass dich ohne Hände mit all meinen Sinnen.
Ich denk an dich ohne Kopf,
vermisse dich und hab dich doch.

Ich kann ohne Mund mit dir reden,
kann ohne Beine zu dir gehen.
Ich kann dich schmecken ohne Zunge
und atme dich ohne Lunge.
Ohne Blut schlägt mein Herz doch für dich,
ich lieb dich mehr als das Leben an sich.
Ich tanz mit dir ohne Musik,
du bist soweit weg und sitzt so tief.

In mir
Ist Dir
ein Platz garantiert.
Ich habe dich, trage dich in mir

keine fragen

warum jetzt was sagen?
lass uns lieber weiter.
ich stell dir keine fragen,
fühlen uns befreiter.

alles was ich dir geben kann ist zeit.
lass uns tiefer träumen!
du tust dir selbst nicht mehr leid,
hast nichts zu verräumen.

was sind das für gedanken?
lass sie vorbeigehen.
hinter all dem verspannten
den wirklichen augenblick sehen.

meine wahrheit,
deine wahrheit,
lass dich dich sein.
du bist nicht allein.

in diesem moment
bin ich nur hier mit dir,
all diese momente
stehen hinter dir.

und wünschen uns:
wir sind eins.

mehr muss nicht sein.

alles andere wär ein segen

da ist der wurm drin.
das haut net hin.
da ist der wurm drin.

da denkst du es geht,
dass es jeder versteht,
dass es endlich weitergeht.

und bleibt es doch gleich,
irgendwie zu weich,
fahl und unsagbar bleich.

aufstehn, atmen und gehen,
immer weiter, ja net stehen,
immer weiter, ja net stehen.

bist am boden und bleibst liegen,
kannst dich net im wind verbiegen,
hast verlernt, was es heißt zu siegen.

aufstehen. atmen. weitergehen.
alles andere wär ein segen.